Es ist selten, vielleicht erlebt man es nur einmal im Leben, vielleicht nie, in jedem Fall ist es ein Moment, den man nie vergisst: Wenn neben hunderten von Delfinen, die direkt vor einem akrobatengleich und meterhoch aus dem Meer springen, um sich dann kopfüber wieder in die Wellen stürzen und sofort danach wieder hervorschießen, um einen Looping oder eine Schraube in der Luft zu drehen, wenn in dem Moment des gebannten Schauens und Staunens plötzlich eine Fontäne in die Luft schießt. Und ein Wal auftaucht. Kein kleiner Wal. Ein Gigant von einem Wal. Ein Pottwal. 15 bis 18 Meter lang. Genau das ist uns passiert. Helen wunderte sich: „Was stinkt denn da so?“ Und es stimmte, es roch plötzlich, als hätten neben einem, nunja, sehr sehr viele Menschen gleichzeitig einen gelassen. Ein gigantischer – Geruch. Und dann sahen wir zunächst die Wasserfontäne und anschließend einen langen, dunklen Schatten unter der Wasseroberfläche und kurz darauf eine dunkle Flosse. Der Wal blieb relativ lange an der Oberfläche, zeigte sich bzw. einen kleinen Teil seines riesigen Körpers und drumherum sprangen die Delfine.

Helens Lehrerin sagte nach unserer Rückkehr zu ihr: „You are a lucky girl!“ Denn es gilt als großes Glück einen Wal zu sehen, selbst hier in Neuseeland, wo die Wale quasi direkt vor der Haustür schwimmen; es ist für viele Neuseeländer wie auch für uns, wie ein Geschenk, dieses Tier unvermittelt zu erblicken. Neuseeland hat den Vorteil, dass sich östlich der Südinsel unterhalb der Meeresoberfläche ein mehrerer Kilometer tiefer Graben befindet, so dass sich dort die größten Meeressäuger der Erde aufhalten können, nicht nur die gigantischen Pottwale, in letzter Zeit wurden vermehrt auch Blauwale gesichtet. Ich bin mit Antonia und Helen aber nicht allein wegen der Wale nach Kaikoura gefahren https://www.kaikoura.co.nz/, sondern auch wegen der für mich einmaligen Landschaft. Schroffe Felsen, die die Küste säumen, schwarze Sandstrände vulkanischen Ursprungs mit weiß geschliffenem Strandgut aus Holz, vom Meer ausgespuckt, im Hintergrund bis zu 3000 Meter hohe, schneebedeckte Berge. Im ersten Backpacker hatten wir Pech und ein dunkles Zimmer mit Blick auf einen Parkplatz. Im zweiten jedoch…

Blick von unserem Fenster in Kaikoura

Die Berge im Hintergrund lagen am Abend zwar im Nebel, aber direkt vor uns rauschte das Meer und kreischten die Möwen. Und mit Glück segelt ein Albatrosse vorbei….

Royal Albatross in Kaikoura

Morgens joggte ich am Meer entlang, vorbei an alten „baches“, alten Ferienhäusern der Neuseeländer, den letzten ihrer Art, weil einfach und klein, aus Holz zusammen gezimmert und mit Einfachverglasung, dafür aber einem traumhaften Blick über die Bucht. Dazwischen eine ehemalige Fischfabrik, ein paar Holzbänke, auf denen ältere Damen saßen und plauderten und ein paar Camper, die sich direkt ans Ufer gestellt hatten. Nur ein paar Schritte von unserer Unterkunft entfernt konnten wir riesige Robben beobachten, die träge in der Abendsonne dösten.

Vom Erdbeben sind wir glücklicherweise verschont geblieben, doch die Küstenstraße, erst seit einigen Wochen wieder geöffnet, war eine einzige Baustelle. Ein Erdbeben allerdings haben wir tatsächlich erlebt. Unserer Betten rumpelten, bewegten sich wie von Geisterhand und wir hörten ein dunkles Grollen. Heute erfuhr ich, dass es vor zwei Wochen tatsächlich ein Erdbeben gab. Ein leichtes, zum Glück. In Kaikoura war bis auf die teilweise gesperrte Küstenstraße alles traumhaft. Bis zu jenem Moment, als die Übelkeit einsetzte…350 Kilometer mit Spucktüten und Magen-Darm Infektion über Serpentinen zu fahren, ist eine ganz besondere Erfahrung. Doch davon mehr an anderer Stelle.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..