Abel Tasman Park

Egal wie weit man fort ist von zu Hause, wie paradiesisch dieser Ort auch sein mag – Alltag ist überall. Zum Glück, denn was wäre das Leben ganz ohne Routinen und Rituale? Doch genau das, was zu Hause aufgrund der täglichen Rotationsschleife und oft sich wiederholenden Abläufe manchmal etwas mürbe macht, wirkt hier zunächst frisch und unverbraucht. Neu. Anders. Völlig anders sogar. Nicht nur, dass der Schatten anders wandert und die Sichel des Mondes kopfüber hängt, nein, auch die Tüten öffnen sich genau anders herum als bei uns. Anders ist aber auch z.B. das ganz banale Wäsche aufhängen, in diesem Fall an einer Wäsche-Spinne in einem Garten, der über drei Ebenen gebaut ist, weil so steil, abfallend – die Wäsche flattert also über dem Abhang, unweit der extrem steilen Auffahrt zum Haus, die noch immer Herzflattern und Erleichterung nach bestandenem Hoch-und Runterkommen verursacht und dann der Straßenverlauf (Linksverkehr, oft enge Straßen, kurvig, steil und über Hängebrücken führend, die noch schmaler sind…), das Einkaufen, bei dem man eine eigene Tasche nicht vergessen darf, denn Plastiktüten gibt es (glücklicherweise!) in keinem Supermarkt mehr und an der Kasse reicht es nicht, nur ein schnödes „hallo!“ oder „good morning“ von sich zu geben, sondern man führt ein Gespräch, während man der/dem VerkäuferIn zuschaut, wie sie/er alle Einkäufe für einen einpackt – und selbstverständlich unterhält man sich dabei, jedesmal, ohne Ausnahme bisher) und schon mehrfach habe ich Männer in Anzughose und Hemd gesehen, die barfuß im Supermarkt eingekauft haben, mit der größten Selbstverständlichkeit, denn barfuß zu gehen, „shoeless“, bedeutet hier Freiheit und Luxus. Und da passen wir uns gerne an! Aufgrund der Wärme trägt man eh Sandalen bzw. Flipflops und feste Schuhe nur zum Wandern.

Den größten Unterschied jedoch machen auf den ersten Eindruck die Schulen hier aus, bei denen wir unangemeldet während der Sommerfreien vorbeischauten, um einmal das Gelände und Gebäude zu sehen, dann jedoch ausführlich und sehr herzlich herumgeführt wurden, bis in die Kursräume und bis zu den zwei Außenpools der Anlage, in denen demnächst wieder täglich zwischen den Stunden geschwommen wird und aus dem Staunen nicht mehr heraus kamen, doch dazu an anderer Stelle mehr.

Da in NZ noch Sommerferien sind, nutzen wir die Zeit, um Schuluniformen und andere noch fehlende Dinge zu besorgen und die Gegend zu erkunden. Und weil Nelson praktischerweise am Meer liegt wie so viele Orte in NZ, begeben wir uns wie die Neuseeländer selbst oft dahin – ans, ins und aufs Wasser. Das sieht zwar nach Urlaub aus, doch da täuscht. Es geht darum, besser den Alltag der Neuseeländer kennenzulernen, die alle um 17h Feierabend haben, egal in welchem Beruf man arbeitet und welche Stellung man hat. Stellung zählt hier eh nichts, ist unwichtig, eher peinlich, wenn damit geprahlt wird, das wird eher verschwiegen, aber die Freiheit und Freizeit, die ist hier offenbar heilig. Und die wird draußen oft am Meer verbracht.

„Apple Rock“ im Abel Tasman Park

Um „das Freizeitverhalten“ genau kennenzulernen, waren wir auf dem Markt, der hier jeden Sonnabend stattfindet, ein Markt, wo man sich nicht nur zu Einkaufen von Obst und Gemüse, sondern auch und vielleicht sogar vor allem zum plaudern trifft, den Musikern lauscht, dabei einen „long black“ oder „flat white“ trinkt oder einen frisch gemachten Smoothie und local Erdbeeren vom Feld kaufen kann. Denn hier ist jetzt Frühsommer, quasi Mitte Juni, und somit Antonia, Helen und ich vieles zweimal dieses Jahr: sämtliche Sommerfrüchte, Spargel (wird hier überall angeboten), frische Bohnen und gelbe Mais-und Sonnenblumenfeldgr, das ist für mich noch immer nciht ganz greifbar, da doch gerade noch der Tannenbaum bei uns zu Hause das Wohnzimmer schmeckte und wir Punsch getrunken haben!

In der „Disco“ war ich natürlich auch. Um das „Neuseeländische Nightlife“ kennenzulernen. Disco heißt es hier wirklich, zumindest die Veranstaltung, auf der ich war. Die Bar inne,n, Sofas, Tanzfläche und Bühne draußen. Coole Youngster und Hipster tanzen selbstverständlich mit Älteren, Menschen in Flip Flops, Hemd oder High Heels, egal. Die Band legte irgendwann ihre Instrumente weg und mixte immer mehr Elektro, bzw, Techno dazu, ich tanzte, lachte hier und dorthin, man lachte zurück, ich war angekommen, eine von ihnen, bis mich jemand von der Seite ansprach. Ein Neuseeländer (das erkenne ich mittlerweile am Akzent), er redete und ich verstand jedesmal, nachdem ich „Pardon?“ gefragt hatte, nur „…after.“ Und verabschiedete mich peinlich berührt. Ok, ich habe in neuseeländischen Alltag reimgeschnuppert, angekommen bin ich noch lange nicht. Aber vielleicht lag es auch nur an der Lautstärke…vielleicht.

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