Was machen Neuseeländer an einem ganz normalen Wochenende? Am „week- eeend“ (neuseeländisch ausgesprochen) in eine Auto-Waschanlage zu fahren, nein, das wäre eher unüblich (zumal ich noch keine hier gesehen habe, aber es wird sicher irgendwo eine geben…). Gern trifft man sich erst einmal auf dem Markt, denn Märkte gibt es reichlich, Neuseelands Haupteinnahmequelle ist schließlich die Landwirtschaft. Man bietet also auch im Hochsommer Wollartikel aller Art an, Holzschnitzereien, selbst gemachte Putzlappen, Honig aus der eigenen Imkerei, Brot, Obst und Gemüse, und da man sich in Neuseeland immer „über zwei Ecken‘ kennt, treffen auch wir mittlerweile jedesmal bekannte Gesichter und halten ein Schwätzchen. Danach aber geht es ans Eigentliche: Der Neuseeländer geht in die Natur. Mit dem Mountainbike in den Regenwald oder in die Berge (deren trails teilweise aufgrund der lang anhaltenden Trockenheit bis vor ein paar Tagen noch gesperrt waren) oder aufs Wasser – aber nicht nur zum schwimmen, das wäre zu profan, nein, man hat mindestens ein Boot dabei – zum kajaken oder Angeln – und wenn noch Platz ist, auch ein langes Brett. Zum Stand Up Paddeln, wenn man nicht gerade segelt. Irgendwas fährt immer. Wir machen es ähnlich und sind extra früher aufgestanden am Wochenende, um uns mit zwei Kajaks auf den Pazifik zu wagen. Trotz der ungewohnt flachen Kajaks kamen wir gut voran und haben es sogar bis zur einer kleinen Insel geschafft und wieder retour.

Das nächste Ziel per Kajak haben wir bereits vor Augen und wir werden bald wieder eine kleine Tour machen. Wenn wir nicht gerade merkwürdige Vögel oder Glühwürmchen beobachten. So wie in de Marlborough Sounds. Eine Fjordlandschaft, die mich jedesmal wieder sprachlos macht. Und die praktischerweise in unserer Nachbarschaft liegt.

Queen Charlotte Sound

Türkisfarbenes Wasser, goldgelbe Sandstrände, gesäumt von Bergen und üppigem Grün. Ich hatte uns eine Unterkunft in Havelock gebucht, mit Blick auf den Sound, ein großes Familienzimmer mit Terrasse in einem Backpacker. Die hosts waren so nett, der Ausblick so schön, so friedlich alles in der Gegend, dass wir wiederkommen wollen.

Auf der Wanderung sind wir nur wenigen Menschen begegnet, dafür umso mehr seltenen und endemischen Vögeln, und als wir schließlich die nächste Bucht erreichten, waren wir ganz für uns alleine, freuten uns wie die Kinder und badeten im Fjord.

Unsere Badestelle in den Marlborough Sounds

Da es in der Fjordlandschaft der Marlborough Sounds oft eine Herausforderung ist und aufgrund der vielen und steilen Serpentinen mühselig, sich mittels Auto fortzubewegen, bevorzugen die Neuseeländer auch hier den Weg über das Wasser, per Boot. So wird die Post per Boot verteilt, und es gibt allein drei Anbieter für Wassertaxis. Wir ließen uns auf einer Insel absetzen, auf der wir zu Helens großer Freude („Das ist ja wie bei den „Fünf Freunden“ auf der Felseninsel) in dem Moment tatsächlich die einzigen Besucher waren.

Zwei Stunden alleine auf der Insel
Mit dem Wassertaxi unterwegs

Kurz nach Einbruch der Dunkelheit sind wir noch einmal aufgebrochen in die Natur. Der steile und rutschige Pfad sollte zu einem Wasserfall führen, es war jedoch so dunkel, dass wir ohne Taschenlampen unsere Hand vor den Augen nicht sehen konnten. Warum geht man nachts zu einem Wasserfall? Ich hatte gehört, dass es in der Nähe Glühwürmchen geben sollte. Doch längere Zeit blieb es stockfinster, kein Licht nirgends, außer das von unseren Lampen. Irgendwann rief Antonia: „Licht aus! Da glimmt es!“ Und tatsächlich. Tausende von Glühwürmchen saßen in den Büschen und an den Felsen und bildeten Mini-Lichterketten, der Moment war fast feierlich, so dass wir ganz still wurden. Helen flüsterte: „Ich habe noch nie Glühwürmchen gesehen, das sieht so schön aus!“ Es war tatsächlich ein bisschen magisch.

Wenn wir nicht Kajaken oder neue Buchten entdecken, sprengen wir den Garten, bzw. „schießen“ mit der „Pistole“ eines Gartenschlauchs, was vor allem Helens neue Tätigkeit ist, und wir spielen wir neuerdings Tischtennis bei den Nachbarn, deren Tür immer offen steht, so dass wir jederzeit Zutritt zum großen, hellen Tischtennisraum haben, mit Blick zum Meer. Die Nachbarn haben uns eine Bucht empfohlen, die man über eine schmale Straße erreicht, der Weg führt vorbei an Schafen, Pferden und Ständen mit selbst gemachtem Honig. Die Gegend sei „peaceful“, sagten uns Neuseeländer .

Cable Bay

Natürlich wird auch dort wieder gekajakt oder gestanduppaddelt, aber wir haben neben den Aktivitäten am und im Wasser noch eine Leidenschaft der Neuseeländer kennengelernt: Picknicken und Freunde treffen. Oder neue kennenlernen, so haben nun auch wir weitere Kontakte geknüpft. Am liebsten trifft man sich in einer Bucht wie dieser. Natürlich darf ein Hund dabei nicht fehlen. Und ein Strohhut. Oder Cap. Ohne Kopfbedeckung geht kein Neuseeländer aus dem Haus, denn was man oben trägt, lässt man unten gerne weg – die Schuhe.

2 Antworten auf „"Week-eeend" und Wasser

  1. Wunderschöne Bilder von einem Traumwochenende. Kompliment!
    Haben die Neuseeländer keine To Do Listen was am Wochenende alles zu erledigen ist was man während der Woche nicht geschafft hat?

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    1. Danke! 🙂 Vielleicht erledigt man in NZ „To Do Listen“ im Winter – wobei ich schon gehört habe, dass es hier gar keine solchen Listen gibt…(man bewundert uns für unsere „efficiency“ und hört hier auf, wenn die Arbeit erledigt ist)

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