Diese Stille. Kein Auto. Kein Mensch. Bis auf uns. Egal wo wir hinkamen im Süden der Südinsel, wir waren unter uns. Dort, wo sich sonst Auto an Auto und Bus an Bus reihen und Reisegruppen mit Selfiesticks auf die Schnelle Fotos der Highlights Neuseelands machen, waren wir alleine. Ganz alleine mit der Landschaft.

Egal, ob am Mount Cook, dem mit 3600 Metern höchsten Berg Neuseelands, der sogar plötzlich aus den Wolken brach

oder am türkis farbenen Lake Tekapo…

Lake Tekapo
Lake Tekapo

oder am Arthers Pass…

Am letzten Tag in Hokatiko fiel es uns fast ein bisschen schwer, Abschied zu nehmen, unserer Vermieter hatten wir gar nicht mehr zu Gesicht bekommen, und die Polizei war auch nicht aufgetaucht. (Die kam später, dazu mehr an anderer Stelle…). Wir sammelten als Erinnerung einige von den geschliffenen Steinen und wollten es wie die Neuseeländer machen. Etwas Kreatives hinerlassen. Eine Skulptur schafften wir zwar nicht, aber zu einem echten Tipi hatte es gereicht.

Am nächsten Morgen dann weiter gen Süden. Noch einmal zu den Gletschern, und wie das Mal zuvor waren wir auf den Tracks alleine. Auf dem Parkplatz am Fox Gletscher stand außer unserem kein weiteres Auto, kein Bus, niemand. Doch im Ort spürte man eine Aufbruchstimmung, es wurde geschrubbt und renoviert, Schilder neu beschrieben, Waren angeliefert, denn am Nachmittag unserer Abreise aus Hokatiko wollte die Regierung bekannt geben, wann Neuseeland in Level2 übergeht, wann die Geschäfte wieder öffnen, die Cafes und Restaurants und vor allem, ab wann man offiziell wieder reisen darf. Der Fox Gletscher lag zwar im Nebel, beeindruckte dennoch, denn die ganze Landschaft wirkte wie aus einer anderen Welt, wie aus einem Fanatsiefilm.

Am Fox Gletscher

Danach kam die große Dusche. Wir fuhren weiter zum Haas-Pass, der nach dem deutschen Wissenschaftler benannt wurde, genau wie der Ort vor dem Pass und der Fluss. Und hier wurde deutlich, warum diese Gegend die grünste und – feuchteste Neuseelands ist. Was Regen eigentlich ist. Wasser von oben. Sintflutartig, Wasser von unten, Aquaplaning, Wasser von allen Seiten, es rauschte überall, Wasserfall reihte sich an Wasserfall. Als die Regenmassen weniger wurden, hielten wir an und stapften durch Pfützen zu einem der kleineren Wasserfälle.

Wegen der heftigen Regenfälle kamen wir erst am späten Nachmittag in einer meiner Lieblingsgegenden Neuseelands an – am Lake Wanaka, einem der berühmten „Herr der Ringe“ Schauplätze. Auf der Weltreise sind wir im Halbdunkel vorbei gerauscht und hatten an jeder Kurve angehalten, weil die Landschaft sich ständig veränderte, das Licht, die Farben, die Gestalt der Farne und Palmen. Diesmal übernachten wir am See und verliebten uns fast ein bisschen nicht nur in den See, sondern auch in den kleinen Ort Wanaka.

Als wir in Christchurch ankamen, eine Stadt, der man die Spuren der beiden Erdeben 2010 und 2011 noch immer ansieht, die aber großen Spaß macht, weil ihre Bewohner sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um ihre alte neue Heimat wieder aufzubauen und lebendig zu gestalten, machten um 12h mittags nach mehr als sieben Wochen Lockdown die Geschäfte wieder auf. Level 2 war erreicht und wir konnten endlich ohne Angst, entdeckt zu werden, zurück nach Nelson reisen. Helen kann mittlerweile einminütigen Kopfstand und hat zwei Zähne verloren, Antonia lernt skaten. Und hilft mir beim Filmen, sie wird immer besser darin.

Unser Rückflug wurde erneut gecancelt. Zum mittlerweile dritten Mal also ein neues Ticket kaufen, den refund beantragen und darauf zu hoffen, dass er irgendwann ausgezahlt wird. Recherchen, Warteschleifen von fast zwei (!) Stunden, Telefonate, noch kehr Telefonate, Ungewissheit… Der neue Flug, den ich gebucht habe, soll nun am 26.5. gehen – für Antonia viel zu früh. Sie ist im Nachhinein froh, dass wir nicht schon am 6. Mai geflogen sind wie vor demLockdown aus familiäre Gründen gebucht, und obwohl wir nun fast drei Wochen später nach Deutschland zurückkehren, wären sie und auch Helen am liebsten noch etwas länger geblieben. Das Leben hat eine Leichtigkeit hier. Vielleicht liegt es daran. Wahrscheinlich liegt es aber an den vielen Menschen, die wir gerade in letzter Zeit besser kennengelernt haben. Eine neuseeländische Angewohnheit, auf andere zuzugehen, uns anzusprechen und nachzufragen, as ging so weit, dass wir am Strand und im Ort sogar vermisst wurden von unseren Bekanntschaften wie Alistair zum Beispiel. Uns zu Ehren machen die Freunde hier sogar einen Brunch zum Abschied….vielleicht finden einige von ihnen ja doch mal den Weg nach Hamburg, es wäre zu schön.

2 Antworten auf „Die Landschaft und wir

  1. Wunderbarer Blog mit großartigen Bildern – vielen Dank fürs Teilen Eurer fantastischen, persönlichen Neuseeland Erlebnisse. Da ich selber 5 Jahre in Neuseeland gelebt und dort studiert habe (Dunedin) kommt große Sehnsucht nach meiner alten Heimat Südinsel auf… Lake Wanaka hatte eine Freundin ein Ferienhaus und wir sind da mit unserer WG ab und zu gewesen und ich habe es sooooo geliebt da… wahrlich magische Orte… genießt die Zeit weiterhin in vollen Zügen – und kommt wieder, wenn es in D wieder Toilettenpapier und Präsenzunterricht gibt – alles andere läuft in Neuseeland viiiiiiel besser. 😉 Liebe Grüße aus Bremen unbekannterweise – Ilka

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